Auf dieser Seite und in unserem PDF zum Save-The-Date könnt ihr mehr zum Hintergrund der Fachtage nachlesen.

(Download des Save-The-Date als PDF)

14.03.2024 | ganztägig
Online-Vernetzungstag „Austausch und Empowerment für trans*, nicht-binäre und inter Fachkräfte"
nur für TIN* Fachkräfte mit Bezug zum Feld der Mädchen*arbeit
16./17.04.2024 | jeweils ganztägig
Online-Fachtagung „Auf dem Weg zu einer trans*inklusiven Mädchen*arbeit – Fragen, Herausforderungen, Erfahrungen“
für alle interessierten Fachkräfte mit Bezug zum Feld der Mädchen*arbeit
Ihr habt Interesse, dabei zu sein? Bitte lest euch alle Informationen auf unseren Infoseiten durch und meldet euch bei offenen Fragen unter transjaund@bv-trans.de

Hier eine Übersicht aller Infoseiten:

> Allgemeine Infos und Hintergrund der Fachtage (diese Seite)

> Übersicht über das Programm der Fachtage

> Übersicht aller Workshops der Fachtagung mit ausführlichen Beschreibungen

> Übersicht und Personenbeschreibungen aller Mitwirkenden

> Anmeldeseite für die Fachtagung

> Anmeldeseite für den Vernetzungstag

Der Weg zu den Fachtagen

Seit 2021 veranstaltet das Jugendprojekt TRANS* – JA UND?! regelmäßige Treffen des ‚Online-Arbeitskreises Trans*inklusive Mädchen*arbeit‘. Mit diesem kontinuierlichen Angebot für Vernetzung und fachlichen Austausch möchten wir Akteur*innen und Einrichtungen der Mädchen*arbeit ermutigen und unterstützen, ihre Angebote für trans*, inter und genderqueere Jugendliche zu öffnen.

Im Frühjahr 2024 veranstalten wir mit verschiedenen Kooperationspartner*innen aus der Mädchen*arbeit1 und der Kinder- und Jugendhilfe jetzt drei Online-Fachtage zum Themenfeld. Mit den Veranstaltungen möchten wir Themen, Erfahrungswerte und Diskussionen aus den Treffen des Arbeitskreises aufgreifen, um diese einer breiteren Zielgruppe von Fachkräften und Einrichtungen zugänglich zu machen, Fragen zu präzisieren, Erkenntnisse zu bündeln und Diskurse zu vertiefen.

Die Online-Fachtage finden über Zoom statt.

Zum Hintergrund: Warum wir uns auf den Weg machen (müssen)

Mädchen*arbeit befasst sich schon lange mit geschlechtlicher Vielfalt und der Kritik an Zweigeschlechtlichkeit. Die Auseinandersetzung mit verschiedenen Diskriminierungsverhältnissen und deren Schnittstellen mit Geschlecht als gesellschaftlich wirksame Kategorie ist für viele Projekte und Einrichtungen ein selbstverständlicher Teil der eigenen Arbeit. Es ist also längst klar: die jungen Menschen, die Angebote der Mädchen*arbeit besuchen sind unterschiedlich und bringen neben und in Verbindung mit ihrer geschlechtlichen Positionierung ganz unterschiedliche Erfahrungen mit. Sie erleben z.B. Rassismus, Homofeindlichkeit, werden be_hindert und/oder durch Klassismus gesellschaftlich benachteiligt oder privilegiert. Auf diese Realität beziehen sich viele Mädchen*projekte mit ihren feministischen, dekolonialen und/oder queertheoretischen Ansätzen und unter der Setzung unterschiedlicher Schwerpunkte.

In den letzen Jahren rücken die Themen Trans* und Intergeschlechtlichkeit innerhalb der Jugendarbeit verstärkt in den Fokus. Trans*, nicht-binäre und inter Kinder und Jugendliche machen sich heute früher und häufiger sichtbar in ihren Lebenszusammenhängen und auch in Angeboten der Mädchen*arbeit. Als vermehrt präsenter Teil der Zielgruppe von Mädchen*einrichtungen und -Projekten, schafft dies für viele Träger, Einrichtungen und Fachkräfte der Mädchen*arbeit eine konkrete Anforderung, ihre Konzepte, Arbeitsweisen und Zielgruppenbeschreibungen weiterzuentwickeln und den Begriff „Mädchen“ innerhalb eines Geschlechterverständnisses über die Vorstellung von normativer Zweigeschlechtlichkeit hinaus zu begreifen. Neben der Schreibweise „Mädchen*“ ist beispielsweise „MINTA“ eine Lösung, die Einrichtungen wählen um Mädchen, inter, nicht-binäre, trans* und agender Jugendliche als Zielgruppe differenziert anzusprechen.

Hinzu kommt: Seit dem Inkrafttreten des Kinder- und Jugendstärkungsgesetzes (KJSG) am 06.06.2021 ist durch den §9 (3) SGB VIII für alle Träger, Teams und Fachkräfte der gesetzliche Auftrag formuliert, die unterschiedlichen Lebensrealitäten von Mädchen, Jungen, transidenten, nicht-binären und intergeschlechtlichen Kindern und Jugendlichen zu berücksichtigen, bestehende Benachteiligungen abzubauen und auf Gleichberechtigung der Geschlechter hinzuwirken. Die eigene Arbeit so zu gestalten, dass die Lebensrealitäten und Belange von trans*, inter und nicht-binäre junge Menschen gleichermaßen berücksichtigt werden wie die von endo- und cisgeschlechtlichen2 Kindern und Jugendlichen ist also kein Nice-To-Have, sondern ein expliziter gesetzlicher Auftrag.

Die Idee der Fachtage „Trans*inklusive Mädchen*arbeit“

Doch was heißt es eigentlich, die eigenen Einrichtungen und/oder Angebote trans*inklusiv3 zu gestalten?

Wenn Einrichtungen und Projekte einen Öffnungsprozess anstoßen und ihre Angebote trans*inklusiv gestalten wollen, entstehen daraus viele konzeptionelle Fragen: Wer ist nun genau unsere Zielgruppe? Wie definieren und bezeichnen wir diese? Was müssen wir ganz konkret verändern, damit unsere Arbeit trans*sensibel ist und wodurch ist sie es eigentlich bisher nicht?

Um sich möglichen Antworten auf diese Fragen zu nähern, braucht es ein erweitertes Geschlechterverständnis, ein Lernen über die Lebensrealitäten und Bedarfe von trans*, inter und nicht-binären Kindern und Jugendlichen und Arbeit an der eigenen Haltung. Es braucht Wissen darüber, wie Diskriminierung wirkt, gerade auch in Zeiten, in denen Gegner*innen geschlechtlicher Selbstbestimmung gezielt Ängste schüren und trans*feindlichen Narrative verbreiten, wonach geschlechtergetrennte Toiletten, Saunen oder Unterkünfte z.B. durch das geplante Selbstbestimmungsgesetz weniger geschützt seien und dadurch große Verunsicherung erzeugen.

Es braucht Übung, eine trans*sensible Haltung einzunehmen und sie in die Gestaltung der Räume, der eigenen Teamstrukturen, der eigenen Sprache und in das Sprechen über verschiedenste Themen zu übersetzen. Und neben der Bereitschaft, sich Öffnungsprozessen aktiv zu widmen braucht es auch zeitliche, personelle und finanzielle Ressourcen. Da diese in vielen Einrichtungen und Projekten knapp sind, braucht es also auch eine Auseinandersetzung mit der Frage: Welche Rahmenbedingungen sind für uns nötig, um einen Öffnungsprozess verantwortlich angehen zu können? Wie und wo können wir die nötigen Ressourcen einfordern und wie setzen wir unsere internen Prioritäten? Welche Rolle nehmen trans*, inter und nicht-binären Kolleg*innen in diesem Prozess ein und wie können wir dafür sorgen, dass sie nicht die Last vieler ungeklärter Fragen tragen müssen?

Mit den Fachtagen wollen wir einen Raum für die vielen Themen und Fragen bieten, die Fachkräfte aus der Mädchen*arbeit im Zusammenhang mit trans*inklusiven Öffnungsprozessen bewegen. Wir wollen die Möglichkeit schaffen, uns im Austausch mit anderen Einrichtungen und Projekten von ihren Erfahrungswerten inspirieren zu lassen, Mut zu schöpfen und dazuzulernen. Wir wollen uns in den vielschichtigen Diskursen und Spannungsfeldern gemeinsam besser orientieren, Gleichzeitigkeiten und Widersprüche erkennen und aushalten und ein solidarisches Miteinander üben, in dem sowohl Fehler erlaubt sind, als auch Verletzungen Anerkennung finden und in dem wir entschlossen Verantwortung übernehmen – auf dem Weg zu einer trans*inklusiven Mädchen*arbeit.

Was uns wichtig ist – Grundlagen für die Fachtage

Unsere Vision für die Fachtage verfolgen wir vor dem Hintergrund folgender Prämissen:

  • Trans*feindlichkeit (in Form von Ausschlüssen und Diskriminierungen von und Gewalt gegen trans*, inter und nicht-binären Menschen) begreifen wir als strukturelles Machtverhältnis, dass durch ein historisch gewachsenes Verständnis von Geschlecht gestützt wird, das fest in der weißen, deutschen Mehrheitsgesellschaft verankert und mit weiteren Machtstrukturen, wie Rassismus, Klassismus oder Ableismus verwoben ist. Für die Auseinandersetzung mit Themen geschlechtlicher Vielfalt begreifen wir demnach das Einnehmen, Berücksichtigen und Zentrieren von intersektionalen Perspektiven als unabdingbar. 
  • Wir entscheiden uns mit den Fachtagen dazu, einen Raum anzubieten, in dem unterschiedliche Perspektiven, Ansätze und Erfahrungshintergründe und unterschiedlich positionierte Akteur*innen zusammenkommen. Wir haben die Hoffnung, dass dies zu neuen, starken Verbindungen und Solidarität führt, erkennen aber auch die Herausforderung an, die heterogene Lern- und Austauschräume mit sich bringen. Wir wünschen uns den Mut und die Bereitschaft aller Teilnehmer*innen, Raum zu nehmen und zu geben, kritisch und fehlerfreundlich mit sich und anderen zu sein, Verletzungen anzuerkennen, Gefühle auszuhalten und Verantwortung für sich selbst und füreinander zu übernehmen.
  • In Zeiten, in denen gezielt Ängste geschürt, trans*feindliche Narrative befeuert und Engagement für geschlechtliche Selbstbestimmung als Widerspruch zu feministischen Anliegen dargestellt wird,​​​​​​​ wollen wir den Blick auf gemeinsame Ziele richten und uns ausdrücklich gegen die Versuche verbünden, unsere feministischen, queeren und antirassistischen Kämpfe und Communities gegeneinander auszuspielen. Wir möchten einen wohlwollenden Lernraum eröffnen, in dem wir uns klar von populistischen Argumentationen abgrenzen. Unsere Ausrichtung ist, mit dem Mut zu solidarischer Kritik und mit kritischer Solidarität miteinander ins Gespräch zu kommen. Denn klar ist: es braucht eine deutliche Abgrenzung von trans*feindlichen Erzählungen und ein klares Bekenntnis für die Anerkennung und Stärkung der Teilhabe von trans*, intergeschlechtlichen und nicht-binären Jugendlichen und Fachkräften.

Wir laden euch herzlich ein, dabei zu sein!

Zu den Veranstaltungen eingeladen sind haupt- und ehrenamtlich sowie freiberuflich tätige Fachkräfte aus Einrichtungen der Mädchen*arbeit, Mädchen*projekten und angrenzenden Feldern, die ihre Angebote aus einer intersektionalen Perspektive inklusiv(er) für trans*, nicht-binäre und inter Kinder und Jugendliche konzipieren und gestalten wollen.

Der Online-Vernetzungstag am 14.03.2024 richtet sich ausschließlich an trans*, inter und nicht-binäre Fachkräfte. Die Teilnahme ist kostenlos und es gibt voraussichtlich 15 Plätze.

Die Online-Tagung am 16. und 17.04.2024 ist offen für Fachkräfte aller Geschlechter, die einen Bezug zum Feld der Mädchen*arbeit haben. Es gibt bis zu 60 Teilnahmeplätze. Der Teilnahmebeitrag liegt bei 50€ für Fachkräfte, deren Arbeitgeber*innen bezahlen, 25 € für Privatzahler*innen und Freiberufler*innen und 10€ für Studierende/Personen mit geringem Einkommen. Solltet ihr den Teilnahmebeitrag nicht aufbringen können, meldet euch bei uns und wir finden eine Lösung.

Bitte beachten: Die Tagung ist als zweitägige Veranstaltung konzipiert mit der wir auch im virtuellen Format einen kollegialen Austauschraum schaffen möchten, in dem wir miteinander ins Gespräch kommen. Daher können die beiden Tage nur zusammenhängend besucht werden.

Wir behalten uns vor, von unserem digitalen Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die Parteien, Organisationen oder anderen Zusammenhängen angehören die der extremen Rechten zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische, trans- oder queerfeindliche oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind oder in Erscheinung treten, den Zutritt zu unserer online Veranstaltung zu verwehren oder sie von dieser auszuschließen.

Die Fachtage werden veranstaltet von TRANS* – JA UND?!, dem Jugendprojekt vom Bundesverband Trans* in Kooperation mit dem Projekt ‚TIN* – Fachstelle für trans*, inter* und nicht-binäre junge Menschen in der Kinder- und Jugendhilfe Sachsens‘, der LAG Mädchen* und junge Frauen* in Sachsen, der LAG Mädchen*politik Baden-Württemberg und der LAG M*A NRW.

1 Mit dem Genderstern hinter dem Begriff „Mädchen“ greifen wir eine Schreibweise auf, die viele Mädchen*einrichtungen und -projekte inzwischen verwenden, um deutlich zu machen, dass sich ihre Angebote nicht ausschließlich an Cis-Mädchen (also Mädchen, denen bei der Geburt ein weibliches Geschlecht zugeordnet wurde und die sich auch als weiblich identifizieren) richten. Damit wird anerkannt, dass geschlechtliche Identitäten und Selbstbezeichnungen vielfältig sein können und dass auch trans*, inter* oder nicht-binäre Besucher*innen und Teilnehmer*innen willkommen sind. Gleichzeitig möchten wir auf die verbesondernde Botschaft dieser Schreibweise aufmerksam machen und sie – kaum hat sie sich etabliert – wieder in Frage stellen.

2 Als „endogeschlechtlich“ (oder auch „dyadisch“) werden Menschen bezeichnet, die bei der Geburt körperlich eindeutig in die medizinisch-gesellschaftliche Norm von weiblich und männlich eingeordnet werden können. Endogeschlechtlichkeit beschreibt somit das Gegenstück zu Intergeschlechtlichkeit. Der Begriff „cis“, kurz für „cisgender“ oder „cisgeschlechtlich“ bezeichnet alle Personen, die sich mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugeordnet wurde und beschreibt somit das Gegenstück zu trans*. Und ist an dieser Stelle wichtig, darauf aufmerksam zu machen, dass der „cis“-Begriff seitens inter Aktivist*innen auch kritisiert wird. So macht z.B. die Broschüre „Inter* und Sprache“ darauf aufmerksam, dass das Begriffspaar cis/trans* in der beschriebenen Logik intergeschlechtliche Lebensrealitäten nicht ausreichend mitdenkt.

3 Als Jugendprojekt des Bundesverband Trans* setzen wir den Fokus unser Arbeit im Kontext des Arbeitskreises Trans*inklusive Mädchen*arbeit auf Fragen zu Trans*inklusivität. Dies tun wir, weil es unserer Expertise entspricht, die wir in Bezug auf Inter nicht gleichermaßen mitbringen. Es ist uns wichtig, dies transparent zu machen und nicht vorzugeben, für inter Personen sprechen zu können. Gleichzeitig sehen wir es im Sinne einer intersektionalen Haltung in unserer Verantwortung, die Lebensrealitäten von inter Kinder und Jugendlichen mitzudenken und auf die geteilten und nicht-geteilten Erfahungen von trans* und inter Personen aufmerksam zu machen. Da die Belange von inter Kindern und Jugendlichen innerhalb des Themenfeldes Geschlechtliche Vielfalt viel zu oft unterrepräsentiert sind, möchten wir uns solidarisch verhalten und das Thema Inter im Rahmen der Fachtage aus der eben dargestellten Position heraus adressieren und sowohl inter Pesonen, die auch trans* sind, als auch inter Personen, die sich nicht als trans* bezeichnen, sich aber in den gesetzten Themen der Fachtage wiederfinden und ihre Perspektive einbringen wollen, herzlich dazu willkommen heißen.