Geradeaus und in die Kurven; eine lange Strecke.
Viel Gas, was dabei draufgegangen ist. Viel Energie. Viel Zeit.
Aber niemals Stillstand.

Es war meine Strecke, mein Leben, meine geraden Abschnitte und meine scharfen Kurven. Und es war mein Tempo. Mal langsamer, mal schneller.
Aber niemals Stillstand.

Meine Gedanken saßen nicht immer mit mir in meinem Wagen; manchmal waren sie schneller. Manchmal auch weit hinterher. Sehr weit.
Mein Wagen hatte dennoch niemals Stillstand. Es musste weitergehen.

Ich wusste: irgendwo am Ende der Strecke gibt es ein Ziel. Ich konnte es lange Zeit nicht sehen, aber ich hatte immer das Gefühl, dass es sich lohnt dort hinzukommen.
Irgendeinen Grund hatte das Weiterfahren immer.

Ich wollte glücklich werden. Glücklicher als vorher. Mit einem Lachen auf den Lippen, das tief aus meinem Herzen kommt. Mir bedingungslose Freude bereitet.
Ein Lachen, bei dem ich ICH sein kann.
Ein Lachen, das ansteckt, weil es so unfassbar authentisch ist.
In meinem Wagen, meinem Leben, meinem Tempo, zu meinem Glück.

Die Tage, Wochen, Monate und Jahre zogen dahin und mein Wagen schoss weiter über die Rennstrecke. Am Rande immer wieder verschiedene Menschen und gedankliche Themen. Und der ganz normale Alltag.
Fragen nach meiner sexuellen Orientierung und immer wieder die Antwort, dass diese wohl mehr ein See aus Hilflosigkeit und Ungewissheit, als eine konkrete Beschreibung ist.

Manchmal fuhr ich langsamer und manchmal schneller.
Meine Rennstrecke, mein Wagen, mein Tempo, meine Entscheidungen.
Und trotzdem lange Zeit kein sichtbares Ziel.

Wenn nach so einer Zeit die Zielgerade dann sichtbar ist, dann ist das manchmal ganz schön überfordernd. Immerhin habe ich jahrelang nur meine Rennstrecke gesehen. Da kam etwas Neues auf mich zu. Mein Ziel wurde konkreter.
Mein Gewinn kam so viel näher.
So lang wie die Strecke war, so lang ist die Zielgerade zum Glück nun nicht mehr.

Es schließ sich einfach nicht gegenseitig aus, dass man Trans* und glücklich ist.
Ich komme an.
Ich werde langsamer. Mein Kopf wird freier.
Mein Ziel ist zum greifen nah. Das erste Mal seit Jahren.

Ich habe es geschafft.